Bei Mädchen wird das Asperger-Syndrom / Autismus oft erst sehr spät erkannt. Sehr häufig
durchlaufen sie einen jahrelangen Diagnose-Marathon, bei welchem einzelne komorbide psychische Störungen wie Aufmerksamkeitsstörungen, Legasthenie, Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen
erfasst werden oder fälschlicherweise von den Diagnostikern eine Persönlichkeitsentwicklungsstörung angenommen wird.
Durch diesen Umstand werden zwar Teilbereiche behandelt, die zugrundeliegende Ursache für das Entstehen von den genannten Begleitstörungen bleibt jedoch nicht selten unerkannt.
Die Symptome bei Mädchen aus dem Autismus-Spektrum sind meist subtiler und weniger stark ausgeprägt als bei Jungen. Solche Mädchen werden lediglich als »anders« wahrgenommen, nicht jedoch als
autistisch. Autistische Mädchen sind in der Regel in ihrem Verhalten ruhiger und unauffälliger; sie können ihr Verhalten besser als autistische Buben kaschieren bzw. kontrollieren. Bei ihnen
stehen daher seltener aggressive Verhaltensweisen oder das Stören des Unterrichts, sondern eher passives Verhalten und der Rückzug (bis hin zur Schulverweigerung) im Vordergrund, was auf andere
Menschen weit weniger störend wirkt und daher nicht nach sofortiger Intervention verlangt. Auch in Bezug auf das Sozialverhalten von Mädchen aus dem Autismus-Spektrum findet sich im Vergleich zu
Jungen eine manchmal überraschend gute Fähigkeit, sozialen Regeln und Anforderungen soweit zu entsprechen und Gleichaltrige nachzuahmen, dass sie nach außen hin kaum auffallen.