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Liebe Grüße
Mag. Andreas Zierhut
Der Familientherapeut Jesper Juul geht in einem Der Standard - Interview auf Fragen im Zusammenhang mit dem sogenannten Trotzalter ein und regt zu einer Revidierung von diesbezüglich vorgefertigten Meinungen an.
Passend zum Schulstart ist ein empfehlenswertes Interview mit dem bekannten dänischen Familientherapeuten Jesper Juul für einen gelungenen Schulstart erschienen.
In diesem Sinne wünsche ich einen guten Schulstart 2012/13!
Mag. Andreas Zierhut - Mein Psychologe
Auf diesem Blog werden Sie von Zeit zu Zeit aktuelle Informationen zu den Themenbereichen Kinderpsychologie & Jugendpsychologie, Neuropsychologie und Gerontopsychologie sowie Neuigkeiten betreffend meiner psychologischen Praxis lesen können.
Die ADOS-2 (Autismus-Diagnostische Beobachtungsskala-2) wird international zunehmend als diagnostisches Instrument kritisch hinterfragt und sollte nicht mehr als „Goldstandard“ in der Autismusdiagnostik betrachtet werden. Stattdessen gilt die klinische Expertise spezialisierter Fachkräfte heute als entscheidender Faktor für eine akkurate Diagnose. Namhafte Expert:innen, darunter Prof. Tony Attwood, Dr. Michelle Garnett und Dr. Devon MacEachron, haben auf wesentliche Einschränkungen von ADOS-2 im Rahmen der Autismus-Diagnostik hingewiesen:
1. Klinische Expertise als Goldstandard
Die heutige Autismusdiagnostik erfordert ein tiefes Verständnis für die breite Variabilität des Autismus und die Fähigkeit, individuelle Symptomatiken und Komorbiditäten (wie ADHS, Angststörungen oder Traumafolgen) zu berücksichtigen. Spezialisiertes Fachpersonal, das durch langjährige Erfahrung und spezifische Weiterbildung geschult ist, kann diese Komplexität besser erfassen als jedes einzelne diagnostische Instrument.
Der diagnostische Prozess ist dabei multidimensional:
• Erfassung multipler Datenquellen: Dazu gehören Anamnesegespräche, standardisierte Fragebögen, Entwicklungsberichte sowie Verhaltensbeobachtungen.
• Berücksichtigung moderner Erkenntnisse: Die Diagnostik wird individuell auf Geschlecht, Alter und mögliche Anpassungsstrategien (z. B. Camouflaging) abgestimmt.
Die Forschung bestätigt, dass erfahrene Kliniker:innen in der Lage sind, in den meisten Fällen ohne den Einsatz der ADOS-2 zuverlässige Diagnosen zu stellen. Eine Studie mit über 300 Kindern zeigte beispielsweise, dass erfahrene Kinderärzt:innen in 90 % der Fälle dieselben Diagnosen stellten wie mit der ADOS-2.
2. Schwächen der ADOS-2
Die ADOS-2 weist mehrere methodische und praktische Schwächen auf, die ihre Aussagekraft und ihren Stellenwert als Diagnosetool limitieren:
• Veraltete diagnostische Grundlage: Sie basiert auf älteren Definitionen von Autismus und erfasst modernere Merkmale wie Camouflaging, weibliche oder atypische Präsentationen nicht adäquat.
• Fehlende Flexibilität: Die ADOS-2 ist nicht ausreichend in der Lage, geschlechtsspezifische Unterschiede oder komorbide Störungen wie Autismus und ADHS (AuDHS) zu erkennen. Dies führt häufig zu Fehldiagnosen oder übersehenen Fällen.
• Mangelnde Reliabilität: Studien zeigen, dass selbst klinisch geschulte Anwender:innen der ADOS-2 oft zu unterschiedlichen Diagnosen kommen, insbesondere bei subtilen Symptomen .
3. Die Bedeutung spezialisierter Fachkräfte
Spezialisierte Fachkräfte sind in der Lage, eine umfassendere und differenziertere Diagnose zu stellen. Dies ist besonders wichtig, da:
• Subtile Fälle erkannt werden können: Fachleute wissen, worauf sie achten müssen, etwa bei Personen mit hoher kognitiver Begabung oder sozialen Anpassungsstrategien.
• Komorbiditäten und Differenzialdiagnosen berücksichtigt werden: Fachkräfte können z. B. zwischen Autismus, ADHS, Bindungsstörungen oder Traumafolgen differenzieren, was für die weitere Behandlung essenziell ist.
Ein guter diagnostischer Prozess geht über die Anwendung einzelner Instrumente hinaus. Er umfasst:
• Individuelle Anpassung der Tools: Die Wahl der Instrumente richtet sich nach der spezifischen Fragestellung, dem Alter, der Symptomatik und dem Kontext der Person.
• Spezifische Schulungen und Supervision: Fachkräfte müssen regelmäßig geschult und supervidiert werden, um aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu integrieren.
Fazit: Der Goldstandard liegt in der klinischen Expertise
Der wahre Goldstandard in der Autismusdiagnostik ist die fundierte klinische Beurteilung durch spezialisierte und erfahrene Fachkräfte. Ihre diagnostischen Entscheidungen basieren auf einem breiten Spektrum von Daten und Methoden. Das Einfordern der ADOS-2 als zwingendes Instrument ist daher nicht mehr zeitgemäß und wird der Komplexität der modernen Autismusdiagnostik nicht gerecht.
Quellen:
1. Attwood, T., & Garnett, M. (2023). Reviewing the ADOS for the Diagnosis of Autism.
Verfügbar unter: https://www.attwoodandgarnettevents.com/blogs/news/reviewing-the-ados-for-the-diagnosis-of-autism
2. Dr. Devon (2023). Guest Mythbuster Post: Is the ADOS-2 Really the Gold Standard in Autism Assessment?
Verfügbar unter: drdevon.com
3. Barbaresi, W., Cacia, J., & Friedman, S. (2022). Clinician Diagnostic Certainty and the Role of the Autism Diagnostic Observation Schedule in Autism Spectrum Disorder Diagnosis in Young Children. JAMA Pediatrics, 176(12), 1233–1241.
DOI: 10.1001/jamapediatrics.2022.3605
4. Langmann et al. (2017). Research in Autism Spectrum Disorders, 34, 34-43.
5. Taylor, L. J., et al. (2017). An Exploratory Study of the Diagnostic Reliability for Autism Spectrum Disorder. Journal of Autism and Developmental Disorders, 47(5), 1551–1558.
DOI: 10.1007/s10803-017-3054-z
AuDHD ist ein Begriff, der Menschen beschreibt, die sowohl Eigenschaften des Autismus-Spektrums als auch der Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsmerkmale aufweisen. Diese Kombination ist in der neurodiversen Gemeinschaft nicht selten, da viele Merkmale beider neurologischen Unterschiede sich überschneiden und oft gemeinsam auftreten. Menschen mit AuDHD können einzigartige Herausforderungen und Verhaltensmuster aufweisen, die über die typischen Merkmale von Autismus oder ADHS hinausgehen.
Gemeinsame Merkmale von Autismus-Spektrum und ADHS
Sowohl Autismus als auch ADHS sind neuro(psycho)logische Unterschiede, die zu Herausforderungen in sozialen Interaktionen, Aufmerksamkeit und Verhaltenskontrolle führen können.
Autismus-Spektrum:
- Soziale Interaktionen: Unterschiede im Verstehen und Erwiderung sozialer Signale, Schwierigkeiten beim Aufbau und Erhalt von Freundschaften.
- Kommunikation: Einzigartige Kommunikationsmuster, Herausforderungen im Dialog, nonverbale Kommunikationsunterschiede.
- Repetitive Verhaltensweisen: Präferenz für Routinen und Vorhersehbarkeit, stereotype Bewegungen.
- Spezielle Interessen: Intensive Fokussierung auf bestimmte Themen oder Aktivitäten.
ADHS:
- Aufmerksamkeitsunterschiede: Herausforderungen bei der langfristigen Konzentration auf Aufgaben, leichte Ablenkbarkeit.
- Hyperaktivität: Hohe Aktivität, Bewegungsdrang, Schwierigkeiten, ruhig zu bleiben.
- Impulsivität: Tendenz zu impulsivem Handeln, Schwierigkeiten, Impulse zu kontrollieren.
Besonderheiten von AuDHD
Bei AuDHD-Personen zeigen sich oft einzigartige Kombinationen und Intensitäten der Merkmale, die weder vollständig den typischen Mustern von Autismus noch denen von ADHS entsprechen. Diese Besonderheiten beinhalten:
1. Soziale Herausforderungen:
Menschen mit AuDHD erleben oft intensivere soziale Herausforderungen. Während autistische Menschen möglicherweise Schwierigkeiten haben, soziale Regeln zu verstehen, können ADHS-Betroffene ungeduldig oder impulsiv in sozialen Situationen sein. Diese Kombination kann zu einer einzigartigen Mischung aus sozialer Ungeschicklichkeit und impulsiven Handlungen führen.
2. Aufmerksamkeitsunterschiede und Interessenwechsel:
Sowohl autistische Menschen als auch Personen mit ADHS können sich tief in eine Aufgabe vertiefen, wenn sie intrinsisch motiviert sind. Ein zentraler Unterschied liegt jedoch im Umgang mit Interessen. Autistische Personen neigen dazu, über lange Zeiträume hinweg intensive und tiefe Interessen an bestimmten Themen zu entwickeln und beizubehalten. Im Gegensatz dazu wechseln Menschen mit ADHS oft ihre Interessen, wobei sie sich intensiv und begeistert in neue Themen einarbeiten, diese Begeisterung aber auch schnell wieder verlieren können. Diese Dynamik führt bei AuDHD zu einer einzigartigen Mischung aus intensiver Fokussierung und häufigem Wechsel der Interessensgebiete.
3. Hyperfokussierung und Ablenkbarkeit:
Personen mit AuDHD können sowohl intensive Hyperfokussierung als auch leichte Ablenkbarkeit erleben. Diese Mischung kann dazu führen, dass sie in bestimmten Momenten extrem produktiv sind, aber in anderen Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit zu behalten.
4. Sensorische Verarbeitung:
Sensorische Verarbeitung kann bei AuDHD einzigartig sein. Während autistische Menschen häufig sensorische Empfindlichkeiten haben, können Menschen mit ADHS sensorische Reizsuche zeigen. Bei AuDHD kann dies zu einer Mischung aus sensorischer Überempfindlichkeit und dem Bedürfnis nach sensorischer Stimulation führen.
5. Emotionale Regulation:
Menschen mit AuDHD können besondere Herausforderungen bei der emotionalen Regulation erleben. Die Kombination aus den emotionalen Intensitäten von ADHS und den Schwierigkeiten, Gefühle auszudrücken oder zu verstehen, die bei Autismus auftreten können, führt oft zu einzigartigen emotionalen Reaktionen und Bedürfnissen.
Unterstützung und Strategien
Eine neuroaffirmative Herangehensweise betont die Akzeptanz und das Verständnis der einzigartigen neurologischen Unterschiede von Menschen mit AuDHD. Unterstützung und Strategien sollten individuell angepasst werden und können Folgendes umfassen:
- Individuelle Anpassungen: Anpassungen in der Schule und am Arbeitsplatz, die die spezifischen Bedürfnisse und Stärken berücksichtigen.
- Therapeutische Unterstützung: Zugang zu Therapien, die auf die einzigartigen Herausforderungen von AuDHD eingehen.
- Selbstfürsorge: Förderung von Selbstfürsorgepraktiken und Strategien zur emotionalen Regulation, die auf die Bedürfnisse der Person abgestimmt sind.
Durch das Verständnis und die Unterstützung der einzigartigen Kombination von Eigenschaften bei AuDHD können wir dazu beitragen, dass AuDHD-Menschen ihre Potenziale voll ausschöpfen und ein erfülltes Leben führen können.
Bereits 1999 haben Tony Attwood und Carol Gray versucht, das "Asperger-Syndrom" nicht mehr nur defizitorientiert zu beschreiben, sondern bewusst sich auf die positiven Seiten zu fokussieren.
Kriterien für die Entdeckung
von Aspie, von Attwood und Gray (1999)
A. Qualitative Vorteile in sozialer Interaktion, manifestiert in der Mehrzahl der folgenden Punkte:
1. Beziehungen zu Altersgenossen geprägt von absoluter Loyalität und untadeliger Zuverlässigkeit
2. frei von sexistischer, ‘alters-istischer’ oder kulturalistischer Voreingenommenheit, Fähigkeit andere mit ihrem ‘Nennwert’ zu betrachten
3. man sagt, was man denkt, ungeachtet des sozialen Kontextes bzw. Festhalten an der eigenen Meinung und Einstellung
4. Fähigkeit, persönliche Theorien oder Perspektiven zu verfolgen trotz offenkundiger Konflikte
5. Suche nach Zuhörern oder Freunden mit folgenden Fähigkeiten: Enthusiasmus für einzigartige Interessen und Themen; Wertschätzung von Details; Zeit verbringen, ein Thema zu diskutieren, das möglicherweise nicht von primärem Interesse ist
6. Zuhören, ohne permanentes Urteilen oder voreilige Schlüsse zu ziehen
7. hauptsächlich interessiert an signifikanten Beiträgen eines Gesprächs; Neigung ‘ritualistischen small talk’ oder sozial triviale Bemerkungen und oberflächliche Konversation zu vermeiden
8. Suche nach aufrichtigen, positiven, ehrlichen Freunden mit einem zurückhaltenden Sinn für Humor
B. Flüssig in ‘Aspergerese’ einer sozialen Sprache, charakterisiert durch mindestens drei der folgenden Punkte:
1. Entschlossenheit, die Wahrheit zu suchen
2. Konversation frei von versteckten Bedeutungen oder Andeutungen
3. fortgeschrittenes Vokabular und Interesse an Wörtern
4. Faszination an auf-Wörter-basierendem-Humor, wie in Wortspielen
5. fortgeschrittener Gebrauch von bildhaften Vergleichen
C. Kognitive Fähigkeiten, charakterisiert durch mindestens vier der folgenden Punkte:
1. starke Bevorzugung von Details vor dem Gesamtbild
2. originelle, oft einzigartige Weise der Problemlösung
3. außergewöhnliches Gedächtnis und/oder Erinnerung an Details, die oft von anderen vergessen oder ignoriert werden, wie z.B. Namen, Daten, Zeitpläne, Routinen
4. begierige Ausdauer Informationen über ein interessierendes Thema zu sammeln und zu katalogisieren
5. Beharrlichkeit des Denkens
6. enzyklopädisches, oder ‘CD-ROM’ Wissen über ein oder mehrere Themen
7. Wissen um Routinen, und ein fokussierter Wunsch, Ordnung und Genauigkeit zu bewahren
8. Klarheit um Werte/Entscheidungen, ungeachtet politischer oder finanzieller Faktoren
D. Mögliche zusätzliche Merkmale:
1. scharfe Empfindlichkeit gegenüber spezifischen sensorischen Erfahrungen und Stimulierungen, z.B. Hören, Berührung, Sehen, und/oder Geruch
2. Stärke in Einzelsportarten oder Spielen, insbesondere solche, die Ausdauer oder scharfes Sehen verlangen, einschließlich Rudern, Schwimmen, Bowling/Kegeln, Schach
3. ‘sozial unbesungener Held’ mit vertrauensvollem Optimismus: häufiges Opfer der sozialen Schwächen anderer, dennoch standfest im Glauben an die Möglichkeit ehrlicher Freundschaft
4. erhöhte Wahrscheinlichkeit über der allgemeinen Bevölkerung nach der weiterführenden Schule eine Universität/Hochschule zu besuchen
5. oft fürsorglich anderen gegenüber außerhalb des Rahmens der typischen Entwicklung
Quelle: http://www.aspiana.de
In der neuesten Ausgabe der "WIENERIN mit Kind" (1/2014) ist ein Artikel über diverse Irrtümer im elterlichen Umgang mit Agressionen von Kindern zu lesen. Der Artikel enthält auch ein Interview mit Mag. Andreas Zierhut zu verschiedenen themenbezogenen Fragen. Alles nachzulesen in der "WIENERIN mit Kind".
Mag. Andreas Zierhut
Klinischer Psychologe
(Klinische Neuropsychologie,
Kinder-, Jugend- & Familienpsychologie)
Gesundheitspsychologe
Wahlpsychologe
Klinisch-psychologische Praxis:
Säulengasse 4/18; Erdgeschoß
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